Krankenhaus Wetzlar
Wir haben 2021 einen geliebten Menschen verloren. Dieser kam im November 2020 ins Krankenhaus Wetzlar, der Aufenthalt dort war 4 Wochen, dort durften wir ihn nicht besuchen, hatten nur telefonisch Kontakt. Der Kontakt zu den behandelnden Ärzten und Pflegepersonal war äußerst schwierig, da keine Zeit für Gespräche.
Der Reha Aufenthalt
Anfang Dezember schloss sich ein Reha Aufenthalt an. Auch dort waren Besuche nur unter strengsten Maßnahmen erlaubt. Ein Besucher alle zwei Wochen mit offiziellem Test für eine Stunde. Kaum Informationen über den Angehörigen durch die Rehaklinik. Am 2.Februar 2021 morgens Entlassung nach Hause.
Am Abend ein Anruf der Rehaklinik, dass unser Angehöriger positiv per PCR getestet wurde. Mittlerweile hatten alle Kontakt mit ihm. Drei von fünf Personen haben sich angesteckt. Unser Angehöriger entwickelte schnell Covid Symptome und bekam zusätzlich starke Schmerzen, die am Sonntag 07.02.21 nicht mehr zum Aushalten waren. Ärztlicher Notdienst (116117) verweigerte einen Hausbesuch mit der Begründung es sei Glatteis, er könne so nicht fahren. Es war tatsächlich sehr glatt an diesem Tag, wir sollen uns an den ärztlichen Bereitschaftsdienst in Dillenburg wenden. Dieser hat uns nicht weiterhelfen können, da er keine Hausbesuche macht. Ein Rezept über BTM darf er auch nicht ausstellen. Wir sollten uns an die 112 wenden. Bei der 112 wollte man uns keinen Notarzt schicken, der evtl. eine Spritze machen könnte, sondern nur einen RTW ins Krankenhaus. Das war das Problem, da unser Angehöriger nicht mehr ins Krankenhaus wollte, was ich auch gut verstehen kann, nach dem langen Aufenthalt vorher und da er auch erst seit vier Tagen wieder zu Hause war. Letzten Endes blieb uns dann doch nichts anderes übrig als den RTW zu rufen, da die Schmerzen trotz Schmerzmittel nicht besser wurden.
Angehöriger verstorben
Also wurde unser Angehöriger nach Gießen auf die Covid Station gebracht. Dort durften wir natürlich auch keinen Besuch machen. Aber zumindest haben wir telefonisch mit den Ärzte sprechen können und haben ausführlich Auskunft erhalten. Nach drei Wochen auf der Covid Station schien es zunächst so, als wäre alles überstanden und unser Angehöriger wurde ins katholische Krankenhaus in Gießen verlegt. Dort sollte er auf der geriatrischen Station aufgepäppelt werden. In der Nacht hat sich der Zustand aber rapide verschlechtert, so dass am nächsten Tag eine Rückverlegung in die Uniklinik Gießen notwendig war. Am frühen Nachmittag erhielten wir dann die Nachricht, dass unser Angehöriger noch in der Notaufnahme des Uniklinikums verstorben ist.
Emotionale Achterbahnfahrt
Wie oben schon berichtet, hatten sich drei von fünf Kontaktpersonen ebenfalls mit Covid infiziert, zum Glück verliefen diese Erkrankungen eher wie eine schwere Grippe ab. Da die Infektionen natürlich nicht zeitgleich auftraten, sondern eine nach der Anderen, waren wir insgesamt 4 Wochen vom Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt. Wobei mein Mann und ich hatten uns nicht infiziert hatten und vollkommen gesund waren mussten wir trotzdem in Quarantäne. Einzig unsere Tochter, die eigentlich auch mit im Haushalt lebt, war nicht unter Quarantäne, da sie am 02.02.21 zunächst nicht zu Hause war und wir sie direkt telefonisch informiert haben, dass sie bitte nicht nach Hause kommen soll. So konnte sie uns zum Glück mit allem versorgen was wir brauchten. Dennoch sind in dieser Zeit so viele Tränen geflossen, wie noch nie in meinem Leben zuvor. Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, welche emotionale Achterbahnfahrt wir durchgemacht haben. Zunächst die Angst um unseren Angehörigen, wie wird er alles verkraften, nachdem er doch durch den langen Aufenthalt im Krankenhaus und Reha sehr geschwächt war. Dann Angst um den über 80jährigen Ehepartner unseres Angehörigen, der sich auch mit Covid infiziert hatte, ebenso Angst um die beiden anderen Infizierten, die zwar noch nicht so alt, aber dennoch Vorerkrankungen haben und zu guter Letzt Angst um meinen Partner und um mich, ob wir uns wohl auch angesteckt haben und schlimm erkranken können. Alles in Allem eine so große emotionale Belastung, die ich Keinem wünsche. Auch unsere Tochter hat sehr gelitten, da sie vier Wochen lang nicht nach Hause durfte und wir haben mit ihr gelitten.
Die Beerdigung
Nach den vier Wochen Quarantäne konnten wir uns dann endlich mal um die Beerdigung unseres Angehörigen kümmern. Der Pfarrer hat sich geweigert ein Trauergespräch bei uns zu Hause zu führen, er wollte nur persönlich vorbei kommen, wenn das Gespräch draußen auf der Terrasse (es war Ende Februar/Anfang März 21) stattfindet oder er würde über ZOOM mit uns das Gespräch führen. Notgedrungen stimmten wir dem ZOOM Gespräch zu, es war abartig. Am Tag der Beisetzung mussten wir in der Trauerhalle die vorderste Bank freilassen, damit wir nicht zu dicht am Pfarrer sitzen, Lieder wurden keine gesungen, das war ja verboten, Händeschütteln und Umarmungen fanden nicht statt, auch das war einfach abartig.
Lüge und Ausgrenzung
Im November 21 wurden wir dann von unserer Kirche zum Gottesdienst an Totensonntag in der Trauerhalle eingeladen. Wir sollten mitteilen, wie viel Personen an dem Gottesdienst teilnehmen möchten. Ich habe 7 Personen angemeldet, daraufhin rief mich der Pfarrer an und sagte: “es gäbe ein Problem mit der Teilnahme an diesem Gottesdienst, weil wir nicht alle geimpft wären. Die Ungeimpften dürften nur teilnehmen, wenn sie einen aktuellen PCR Test vorlegen würden.“ Nach Einwänden von mir, sagte er noch, dass es eine Vorgabe der Stadt Herborn sei und er oder die Kirchengemeinde daran nichts ändern können.
Ich habe dann bei der Stadt Herborn angerufen und mich erkundigt, ob es tatsächlich so eine Vorgabe gibt, natürlich gab es die nicht, lediglich gab es eine Personenobergrenze für die Trauerhalle.
Daraufhin rief mich der Pfarrer wieder an, und meinte er hätte einen Anruf der Stadt Herborn bekommen weil sich dort jemand beschwert hätte. Das sei ja wohl ich gewesen. Ich sagte ihm, dass ich mich nicht beschwert habe aber erkundigt habe welche Voraussetzungen zu erfüllen sind, um am Gottesdienst teilzunehmen. Ich sagte ihm auch, dass er mich angelogen hat mit seiner Forderung nach einem PCR Test, und das dies nicht Vorgabe der Stadt sei. Dann erst kam er damit heraus, dass es sich bei der ganzen Sache um einen Beschluss des Kirchenvorstands handelt.
Für mich die zweite Lüge, da er das ja schon in unserem ersten Gespräch hätte sagen können. Von unserer Familie nahm niemand an diesem Gottesdienst teil. Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können mal so dermaßen ausgegrenzt zu werden und das auch noch von der Kirche/Gemeinde, der ich angehöre.
Beschimpfung der Küsterin
Nie wieder hatte ich danach Kontakt zu meiner Gemeinde oder dem Pfarrer und ich möchte auch keinen Kontakt mehr haben, zumal es einige
Wochen später noch zu einer wüsten Beschimpfung seitens unsere Küsterin kam. Diese brüllte mich über die Straße weg an, ich solle mich endlich impfen lassen „verdammt noch mal“, das sei Querdenken was ich mache und was das überhaupt soll, warum ich so etwas machen würde.
Ich verstehe ehrlich gesagt die Menschen nicht mehr und erst recht die nicht mehr, die sich Christen nennen.